Interview mit Mario Käppeli über die Faszination der Berge

Interview mit Mario Käppeli über die Faszination der Berge

Hallo Mario und Danke, dass du Zeit gefunden hast für ein kurzes Interview mit uns. Wir kennen uns ja schon seit vielen vielen Jahren, verbrachten die goldenen Jahre des Freestyle Snowboardens zusammen in Saas-Fee während den Sommermonaten und trafen uns immer wieder während dem Winter. Vermisst du diese Zeit?

Hehe… ja wir kennen uns jetzt echt schon lange… etwa 15 Jahre, oder? Die Zeiten in Saas-Fee waren echt richtig cool!! Das Haus, das wir alle zusammen hatten, jeden Tag shredden und skaten, abends die heftigsten Partys. Ja das waren gute Zeiten!! Da war auch alles noch gechillt und hat Spass gemacht. Umso länger ich aber im Schweizer Team war, umso mehr verlor ich den Spass am Snowboarden. Deshalb war es eine gute Entscheidung aus dem National Team auszusteigen und mich auf Filmprojekte zu konzentrieren. Aber leider habe ich mich oft verletzt und musste mich immer wieder zurückkämpfen. Durch das Freeriden habe ich dann auch wieder die Liebe zu den Bergen gefunden und bin mehr und mehr in den Alpinismus reingekommen. Während meinen Verletzungsphasen habe ich mit der Fotografie angefangen und mit der Drohne zu filmen, um einfach diese unglaublich schönen Momente in den Bergen festzuhalten. Hmm ja, schlussendlich ist mir das dann wichtiger als Snowboarden geworden und habe deshalb nach meiner neunten Knie-Operation beschlossen, mit dem Spitzensport aufzuhören. Aber das passt so für mich :) Ich hatte eine echt coole Zeit als Snowboard Pro, jetzt bin ich aber älter geworden und habe andere Interessen.

Aber trotzdem bist du dem Sport treu geblieben und bist praktisch jeden freien Tag oben in den Bergen. Deine Abenteuer können wir auch bei Instagram (the Birdview) verfolgen. Was hat dich dazu bewogen, einen «Adventure Blog»  zu betreiben? 

Fünfzehn Jahre lang war ich nur vor der Kamera und es ging immer nur um die Leistung. Man musste immer mehr Tricks machen, und diese immer höher, weiter und stylischer. Jetzt beim Fotografieren der Berge halte ich einfach einen Moment fest, der die Natur gerade zeigt. Wo zum Glück kein Mensch was ändern oder beeinflussen kann. Ich bin einfach beeindruckt von der Natur. Da passieren so unglaublich schöne Sachen, vor allem wie sich das alles bei Sonnenaufgang und -untergang verändert. Da wäre es schade, das alles zu verpassen. Und das ganze «for free». Deshalb geniesse ich jetzt die Zeit hinter der Kamera und schau mir diese Naturphänomene an. Ich habe @the_bird_view angefangen, weil es dabei um die Schönheit der Berge gehen soll, und nichts mit mir persönlich zu tun haben soll - einfach neutral. Deshalb habe ich schon oft Nachrichten bekommen, dass die Leute dachten ich wäre ein Mädel – haha. 

Ich staune immer wieder wo du dich herumtreibst und was für schöne Fotos auf deinen Trips entstehen. Ist es nicht schwer, sich jeden Tag zu motivieren, um auf die entlegensten Berge und Gipfel zu steigen?

 Hmm ja wie du weisst bin ich meistens bereits bei Sonnenaufgang unterwegs - oder besser gesagt schon auf dem Gipfel. Ich finde das einfach so unglaublich schön zuzuschauen, wie die Berge das erste Licht abbekommen und sich die Farben verändern. Logisch ist es nicht immer einfach um 2.30 Uhr aufzustehen und auf den Berg zu gehen. Aber sobald man mal aus dem Bett ist, geht es eigentlich. Sobald es langsam heller wird, merkt man schnell, dass es sich gelohnt hat. Ausserdem bin ich nur grantig, wenn ich es nicht aus dem Bett schaffe und dann in der Früh sehe, dass es ein mega Sonnenaufgang gewesen wäre. Da bin ich dann manchmal fast nicht zum Aushalten. 

 

Bei vielen deiner Abenteuer startest du mit dem Velo, bevor es mit dem Splitboard weitergeht. Wie wichtig ist dir der nachhaltige Gedanken bei deinen Trips?

Ja das ist ein schwieriges Thema. Ich gehe sicher nicht als das beste Beispiel voran, da ich auch oft mit dem Auto fahren muss. Leider ist es um 2.30uhr nicht möglich, mit den öffentlichen Verkehrsmittel irgendwo hinzukommen, vor allem mit dem ganzen Gepäck. Trotzdem schau ich, dass ich so nachhaltig wie möglich lebe. Ich bleibe deshalb auch mehr oder weniger zuhause oder in der unmittelbaren Nähe. Man muss nicht weit gehen oder reisen, um schöne Sachen zu sehen. Da leben wir in den Alpen schon im Paradies.

 

Apropos Splitboard: seit kurzem bist du auch mit Tourenskis unterwegs und wirst auch mal auf die Schippe genommen von deinen Snowboardkollegen. ;) Nur eine schöne Abwechslung?

Haha ja da musste ich mir schon viel anhören aber wie gesagt, da ich jetzt mehr alpinistisch in den Bergen unterwegs bin, ist es mit den Tourenskis schon leichter. Und da es mir nicht mehr wirklich um die Abfahrt geht, sondern mehr um die Momente zu fotografieren oder zu filmen, ist das einfach besser und sicherer mit den Skis. Ausser dem Runterfahren – hehe – da klappt’s noch nicht so gut wie auf dem Snowboard. Trotzdem bin ich noch mit dem Splitboard unterwegs, wenn es guten Schnee hat :)

Bei deinen Aufstiegen, die ja nicht für jedermann (-frau) ist, sind ja immer diverse Gefahren mit im Spiel. Sei es nun Lawinen, steile Klettergrade oder ähnliches. Wie schützt du dich davor bzw. wie minimierst du diese Gefahren?

Ich probiere die Touren so sicher wie möglich auszusuchen. Checke Lawinenlageberichte, Wetter, informiere mich über die Tour im Internet, schau nach verschiedenen Aufstiegsmöglichkeiten, Hangneigung, schau mir Karten an, rede mit Bergführern oder Locals, usw. Auch wie die Crew zusammengestellt ist, hat einen grossen Einfluss auf das anstehende Abenteuer. Sich absprechen wer was macht, falls was schiefläuft, Rückzugsmöglichkeiten bestimmen usw. gehört alles dazu. Aber auch die Ausrüstung muss natürlich passen wie LVS, Sonde, Schaufel, ABS, erste Hilfe, warme Kleidung. Wenn wir am Berg übernachten, braucht man auch wieder dementsprechende Ausrüstung.

 

Neben deinem Blog auf Instagram machst du auch immer wieder unglaublich schöne und eindrückliche Videos von deinen Abenteuern. Gibt es da DEN unvergesslichsten Moment oder DER perfekte Berg für dich?

Schwierig zu sagen… sicher gibt es Momente, die man nie wieder vergisst. Wie zum Beispiel diesen Winter mit dem Luki Schäfer während dem Sonnenaufgang auf einem der höchsten Gipfel am Alpenhauptkamm. Das war richtig zach. Oder in den Dolomiten und im Wallis. Sonnenaufgänge auf der Aebeni Flue mit mega Nebelmeer, das war der Hammer!! Es hat so viele schöne und unvergessliche Momente schon gegeben, und ich hoffe, dass es so weiter geht. Und durch die ganzen Verletzungen die ich hatte, bin ich einfach für jeden Tag am Berg so unglaublich dankbar, schätze das Leben einfach mehr und das ich einen Körper habe, mit dem ich das tun kann. 

 

Sehr schön! Danke dir für deine Zeit und hoffentlich sieht man sich im Frühling für eine schöne Tour im Wallis!

 Fix! Ich habe schon frei genommen. Die letzten zwei Wochen im April?

Danke euch für die jahrelange Unterstützung!! :)

Als kleines Extra gibt es hier noch ein Video von Mario, welcher Hauptsächlich bei uns im Wallis gedreht wurde.

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Interview: Mat Bumann / Mario Käppeli

Bilder: Mario Käppeli @The_Bird_View

 

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